Samstag, 20. Juni 2020


Alle Sonnenstrahlen stammen aus einer Quelle – Gedanken zur Sonnenfinsternis am 21.06.2020



Vom 20.06. auf den 21.06. erleben wir nicht nur die alljährliche Sommersonnenwende (längster Tag, längste Lichtdauer, kürzeste Nacht), sondern am Morgen des 21.06.2020 auch eine totale Sonnenfinsternis. Das ist für wahr ein außergewöhnliches Zusammen-treffen. Dabei schiebt sich der Mond zwischen Sonne und Erde, so dass von der Sonne nur noch ein (dünner) Kranz zu sehen sein wird. Statt vom Kranz könnte man auch von einer Corona (!) sprechen. Falls wir die Sonnenfinsternis nicht beobachten können, können wir uns das einfach so vorstellen, als ob die Pupille im Auge immer größer wird, bis sie die Iris weitestgehend verdeckt. 

Seit alters her wurden solche Geschehnisse am Himmel gedeutet. Meistens standen und stehen eher düstere Prognosen im Vordergrund. Ich möchte mich davon lösen und deutlich machen: Das Licht der Sonne, das wir symbolisch als die (göttliche) Quelle allen Lebens verstehen können, ist niemals weg. Sie scheint immer und geht auch nie unter (das nehmen wir Menschen nur so wahr).
.
Gerade in Zeiten wie diesen, in denen sich uns immer neue Schichten der Wirklichkeit offenbaren - jedenfalls für diejenigen, die das aktuelle Geschehen nicht einfach als „Pandemie“ verstehen - wäre es wichtig, sich daran stets zu er-innern. Er-innern ist wörtlich zu nehmen im Sinne von: dieses Bewusstsein von der Quelle nach innen zu nehmen, es im Inneren wahr zu nehmen, es im Herzen zu spüren, die Verbindung zur Quelle lebendig im Bewusstsein zu halten und daraus Vertrauen zu schöpfen. Genau dazu bietet uns die Verdunkelung durch die Sonnenfinsternis eine hervorragende Möglichkeit: 

Nämlich uns deutlich zu machen, dass wir von der schöpferischen Quelle auch im Dunkeln niemals abgeschnitten sind. Und ich finde diese Quelle (auch) in mir, ich brauche sie nicht im außen zu suchen. Sie ist ewig und unendlich und hört nie auf, weil sie immer schon da war und sein wird. Alles, was es braucht, um diese Verbindung zu aktivieren, ist ein Moment der Ein-kehr, der Wende (dt. „Kehre“) nach innen in das „Eins-Sein“ mit der Quelle. 

So gesehen könnte uns die Sommersonnenwende im Zusammenspiel mit der Sonnenfinsternis eine doppelte Botschaft vermitteln: Gerade weil das Licht im Äußeren seinen Höhepunkt überschritten hat und wir das im Sommer zunächst gar nicht merken, sind wir in der aktuellen Zeit besonders aufgefordert, unser Licht im Inneren scheinen zu lassen und hierdurch die bewusste Verbindung zu unserer Quelle als Energie, Lebens- und Vertrauensspender fürwahr (als gültig und echt) zu nehmen. Mögen wir die äußeren Geschehnisse zuweilen auch als Düster empfinden, so können wir uns in jedem Moment vor Augen führen und zu Herzen nehmen, dass die einzig wahre (Licht-) Quelle immer für uns alle da ist. Alle Sonnenstrahlen stammen schließlich aus ein und derselben Quelle!

Solchermaßen er-hellt und im Bewusstsein einer gemeinsamen Lichtquelle verbunden, könnten wir vielleicht den Bewusstseinssprung schaffen, den die Welt jetzt braucht. Denn: Je mehr Licht, desto mehr Durchblick, oder? Allerdings sollten wir uns auch vom irreführenden Ego-Licht selbsternannter „Lichtgestalten“ nicht blenden lassen. Sondern wir bleiben aufgefordert, mit dem Herzen zu spüren, was für uns stimmig ist und was nicht. Und auch unsere eigenen Motive bedürfen permanent der Überprüfung.

Zum Schluss noch ein Impuls: Lasst uns in Gedankenschnelle eine Lichterkette der Herzen bilden: Denkt einfach an Menschen, mit denen ihr Euch verbunden fühlt und stellt Euch vor, wie in uns allen das Licht scheint, wie ein Lauffeuer! Lasst es laufen - für Frieden, Freiheit und Liebe! Immer wieder und immer mehr. Um die ganze Welt!

Zum Ganzen noch ein Gedicht:

Es lastet dichtes Dunkel auf den Wegen
der Menschen, die ihr kleines Ich nur sehn
Sie gleichen den Verirrten, die im Walde
des nachts allein stets nur im Kreise gehen

Sie stoßen in der Dunkelheit an Dinge,
die sie nicht sehn, und die sich nicht erkennen
und dennoch gleich mit falschem Namen nennen
aus Angst, der Dunkelheit ins Aug `zu sehn

Doch wer des Lichts sich will wert erweisen
erkenne erst die Dunkelheit um sich
und ende jenes hoffnungslose Kreisen
um einen Mittelpunkt: sein Ich

Darum ist`s gut, dass sich die Menschen stoßen
ein jeder an des andern Fehl und Art,
weil fremde Selbstsucht ihn davor bewahrt,
der eignen Selbstsucht allzulang zu dienen

Und steht der Mensch erst an der Selbstsucht Schwelle
des Dunkels satt und müd vom wirren Lauf
dann lichtet sich das Dunkel leis zur Helle
des jungen Tags, der siegend steigt herauf

Und der ihm zeigt der Dinge wahres Wesen!
Jetzt unterscheidet er vom Schein das Sein,
vom Trug die Wahrheit und vermag zu lesen
der Welt verwirrte Schrift. Denn seit er rein
und wahr ist, kommt die Wahrheit ihm entgegen
und gießt ihr Licht in sein geöffnet Herz
und breitet ihren Mantel aus auf seinen Wegen
und hebt ihn auf und trägt in himmelwärts.

(Gedicht-Quelle: Hella Zahrada, Ephides)

Euer Michael